Ludwigsburg. Es war die erste nationale Meisterschaft seit 2 Jahren, die mit oder nach Corona in einem „normalen“ Umfeld stattgefunden hat. Für Timo Lowinger war es als neu gewählter BKB Leistungssportreferent der erste offizielle Einsatz. „Manchmal fühle ich mich wie ein mobiles Reisebüro“, scherzte Timo am Vorabend im Hotel, nachdem er noch als Ansprechpartner zwecks Buchungen und Planung zur Verfügung stand.
Denn zum ersten Mal seit langer Zeit wurde von den Verantwortlichen ein Team-Hotel ausgewählt, in dem alle Kata und Kumite Athleten/innen, Coaches, Funktionäre und Trainer gemeinsam untergebracht wurden.
Am Freitag vor der Meisterschaft gab es ein Team-Meeting, ein gemeinsames Abendessen und für alle Interessierte sogar ein Mental-Coaching mit Tarek Amin. Der Team-Abend war ein wunderschöner Einstieg in das Wettkampf-Wochenende. Seit langem wurde der Spruch „Team Bayern“ nicht nur wörtlich betrachtet, sondern auch durch unsere Verantwortlichen organisiert. Timo, Momo und Gerhard legten in ihrer Präsentation Wert auf ein gemeinsames Auftreten und Zusammenhalt: „Team Bayern, wir sind stark und wir bewegen was. Kommt und feuert euch gegenseitig an, Kata und Kumite miteinander!“ Auch Tarek holte nochmal das letzte Fünkchen Mut und Selbstwertgefühl aus unseren Athleten/innen heraus. „It´s not over until I win,“ ist eines seiner wichtigsten Leitsprüche in seinem Leben und legte diesen auch unseren Sportler/innen ans Herz.
Diesen Team-Spirit spürte man am nächsten Tag auch in der Rundsporthalle in Ludwigsburg. Gerade im Kata-Bereich der Herren lag das Niveau sehr hoch. Mental Coach Tarek Amin stand denjenigen zur Seite, die seine Unterstützung suchten. Einer von denen war auch Lukas Grimm (SV Unsu Karate Mömlingen e.V.), der sich in dem harten Teilnehmerfeld eine mehr als verdiente Bronzemedaille erkämpfen konnte.
Bei den Damen schaffte es Claudia Werner (SV Unsu Karate Mömlingen e.V.) sensationell sich für das Finale zu qualifizieren. Rita Siebert (Okinawa Karate TUS Alztal Garching) die in den Vorrunden immer die Nase vorne hatte, musste sich im Einzug ums Finale denkbar knapp geschlagen geben. Sie gab im kleinen Finale allerdings nochmal ordentlich Gas und erkämpfte sich klar und deutlich ihre Bronzemedaille. Im Finale musste Claudia Werner gegen die erfahrene und routinierte Jasmin Jüttner antreten, die in ihrer Kata-Präsentation keinen Zweifel an ihrer Überlegenheit offenließ. Claudia Werner freute sich nach ihrem Wettkampf-Comeback dennoch, mit einem Deutschen Vize-Meistertitel nach Hause gehen zu dürfen.
Bei dem Kata-Teams gab es zwar weniger Meldungen als noch in den Vorjahren, dafür setzten sich unsere beiden bayerischen Teams des ASIA SPORTS WALDKRAIBURG (Damen) und SV UNSU KARATE MÖMLINGEN (Herren) direkt ins Finale durch. Unsere Damen Pia Kreuzer, Anika Schmidt, Jessica Vlai, Marie Zinecker mussten sich hier leider gegenüber den Mädelsteam aus Hessen geschlagen geben. Unsere Jungs Nawapon Pattanasakoo, Julian Thierolf und Sajjad Islam überzeugten mit einer starken Präsentation und holten sich sensationell ihren fünften Deutschen Meistertitel in Folge.
Damit gingen die Kata-Wettbewerbe mit 5 Edelmetallen in vier Disziplinen an Bayern. Drei davon allein an SV UNSU KARATE MÖMLINGEN was natürlich Landestrainer Mohammed Abu-Wahib in seiner Arbeit bestätigt.
Im Kumite-Bereich taten sich unsere Athletinnen und Athleten schwerer sich bis zu einer Platzierung durchzusetzen. Teilweise gab es Sportler/innen die kürzlich noch mit Corona zu kämpfen hatten und daher konditionell nicht 100% fit gewesen sind, anderseits musste man auch zugeben, dass die jeweiligen Konkurrenten/innen schlagfertiger und abgebrühter auf der Tatami agierten.
Einzig Lale Knupfer vom TV 1911 VOHBURG und Alessandro Engelhardt vom TV FÜRTH 1860 e.V. konnten sich jeweils eine Bronzemedaille erkämpfen.
Bei einigen Begegnungen sah es am Anfang sehr vielversprechend aus, teilweise mussten sich unsere Kader-Athleten dann aber recht unglücklich kurz vorm Einzug ins Finale geschlagen geben. Somit blieb für Meryem Yildirim (KC Shogun Memmingen e.V.), Meryl Blank (Budosport VFR Garching e.V.), Aleena Nelson (Post SV Bamberg), David Jobst (1. CKKS Traunreut) und Lirant Suka (Polizei SV Augsburg e.V.) nur ein undankbarer 5. Rang. Gerade für Lirant Suka war der Finaleinzug schon zum Greifen nah. Der Augsburger führte mit einem großen Vorsprung, als er dann in der letzten Sekunde noch einen Mawashi-Geri zum Kopf einkassierte und damit sein Finaleinzug verschenkte.
PARA KARATE
Unsere bayerischen Starter/innen für Menschen mit Behinderungen waren wieder zahlreich vor Ort und erneut sehr erfolgreich. Richard Schalch vom 1. CKKS Traunreut war besonders stolz, dass sich viele seiner Athleten/innen auf dem Treppchen fanden. Gerade Dolores Armstorfer (Cerebralparese Rollstuhl) hat es privat aktuell nicht besonders einfach, umso mehr Freude macht es ihm als Trainer, als sie sich ihren Pokal zur Deutschen Meisterin abholen durfte. Weitere Platzierungen aus Sicht des 1. CKKS Traunreut sind die jeweils Silbermedaillen von Miroslav Rakic, Bernhard Gröbner und Andrea Nowak, sowie die Bronzemedaille von Matthias Martens. Außerdem konnten sich noch Rene Steinhübel vom TSV Wemding 1892 e.V. im Bereich Kata Sehbehinderung und Dr. Christoph Rieck vom Karate Verein Herzogenaurach e.V. in der Kategorie Kata Hörbehinderung den Deutschen Meistertitel holen.
BUNDESLIGA
Die Hinrunde der Bundesliga 2022 hatte Feuer in sich und auch die Ärzte kamen am Sonntag gefühlt mehr zum Einsatz als noch am Samstag bei den Einzeldisziplinen. Für Bayern ging das Damen-Team „Bavarian Fighters“ mit Ingrid Creemers, Natalie Hans, Lale Knupfer, Meryl Blank und Meryem Yildirim an den Start.
Bei den Herren hatten wir mit den Bavarian Warriors (Dominik Fischer, Tim Brandner, Philipp Grünfeld, Alexander Schmitt, Alessandro Engelhardt, Lukas Weitmann, Florian Cimolino) & Hayashi Traunreut (David Podsklan, Pascal Schalch, Wladimir Terengin, Moritz Mittelstedt, David Jobst, Lirant Suka, Konrad Speckmaier) zwei bayerische Vertreter in Ludwigsburg.
Die Bundesliga wird im System „Jeder gegen Jeden“ ausgetragen, bei dem jeder Einzel-Sieg mit Punkte gewertet und aufgerechnet wird.
Die Damen konnten in den jeweiligen Kämpfen einige gute Siege für sich verzeichnen, allerdings reichte es im Ranking nur für Platz 9. Bei den Herren konnte sich das Team des Hayashi Traunreut einen sensationellen 2. Rang erkämpfen und ist damit Top-Favorit bei der Rückrunde am 26. Juni in Erfurt. Die Mannschaft der Bavarian Warriors hingegen musste trotz enormen Teamgeistes einige klare Niederlagen hinnehmen und sich vorerst mit einem 11. Rang begnügen.
Insgesamt war das Wochenende der Deutschen Meisterschaft trotz vieler Rückschläge und Enttäuschungen einzelner Athleten/innen, doch vor allem geprägt von Zusammenhalt, Kämpferwillen und Team-Spirit. Auch andere Bundesländer sehen den Umbruch und die Veränderung in der Außendarstellung unseres Kaders. Dies basiert auf viele kleine Mosaiksteine, wie z.B. Sozial-Media-Präsenz, mediale Sichtbarkeit, Team-Maßnahmen, engagierte Funktionäre und zu guter Letzt natürlich das geschlossene Auftreten und die Erfolge an den Meisterschaften. Also auf geht’s #TEAMBAYERN, immer weiter voran und nochmals herzlichen Glückwunsch an alle erfolgreichen Athleten/innen und deren Trainer.
Bericht und Bilder
Melanie Feldmeier