14.08.2012 - Die Leistungsreserve Langhantel im Karate-Leistungssport

Ein voller Erfolg: A-Trainerfortbildung „Kraft- und Athletiktraining“ in Tegernheim

Tegernheim – Vorurteile sind eben das, was sie sind, Urteile, die man zu schnell und zu einfach fällt, bevor man sich intensiv informiert. Auch das mussten die Teilnehmer dieser A-Trainerfortbildung neben vielen anderen Dingen lernen. Das Gewichtheben - hier gemeint das Heben von Gewichten mit der Langhantel – wird oft als technisch nicht allzu komplexe Sportart gesehen, die arg einseitig ist und kaum Übertragungsmöglichkeiten auf andere Sportarten bietet. Dass dem nicht so ist, lernten die Teilnehmer schnell, didaktisch toll geführt und in abwechslungsreichen Einheiten und Vorträgen. Die zweitägige A-Trainerfortbildung des Deutschen Karate Verbandes zu diesem Thema in Tegernheim Anfang August wurde von Herrn Martin Zawieja geleitet, Olympia-Bronzegewinner von Seoul im Reißen (Superschwergewicht) - in derselben Klasse hat damals Manfred Nerlinger die Silbermedaille vor ihm gewonnen. Nachdem Manfred heute in Rente ist und seinen Gewichtheber-Versandhandel betreibt, war Martin unterwegs als Bundestrainer Gewichtheben bei der Jugend und den Frauen und ist jetzt Lehrwart im Gewichtheberverband Baden-Württemberg und Berater verschiedener Sportverbände im Bereich Gewichtheben.

Heute hat das zielorientierte Langhanteltraining einen höheren Stellenwert denn je erhalten, wobei die Potentiale im Vereinstraining oftmals noch in den Anfängen stecken. Leistungsreserven, die nicht nur im Aufbau der Maximalkraft, sondern vor allem auch im Bereich der Schnellkraftfähigkeit und der Kraftausdauer liegen, können durch das Langhanteltraining erschlossen werden. Körpergewichtsübungen bilden laut Martin nur die Grundlage, das Fundament für den Aufbau der Schnellkraftmuskulatur durch Maximalkraftübungen. Natürlich kann man ins Studio gehen und dort an Maschinen Kraftausdauer, Maximalkraft und Schnellkraft trainieren, das ist jedoch im Gegensatz zur Langhantel zeitaufwändig, weil im Gegensatz zu dieser an Maschinen nur Teile der Muskelgruppen und die unterschiedlichen Komplexe getrennt voneinander trainiert werden (Man muss also für jede Muskelgruppe eine andere Maschine oder andere Übung machen). Hier ist eben die Technik des Langhanteltrainings das Ausschlaggebende.

Fast jede Sportart greift heutzutage im Leistungssport bzw. Wettkampfsport gezielt auf das Langhanteltraining zurück. Angefangen von den Leichtathleten, Ballsportlern, Bi- und Triathleten, Mehrkämpfern, den Schwimmern (tatsächlich ist Martin mal mit der deutschen Schwimmermannschaft und den Langhanteln in das Schwimmbad gelatscht), den Kampfsportlern oder auch bis zu den Golfern! Denn im Langhantel-Training werden fast alle Muskeln und die Muskelketten durch den Körper systematisch angesprochen, die intra- und intermuskuläre Koordination (auch bei passiven Muskelbeanspruchungen beim Halten), die Explosivität und der Kraftaufbau für spätere Schnellkrafttrainings geübt und eine ganzheitlich und (wenn es technisch korrekt und nicht unbedingt mit Testosteron geübt) verletzungsfreie Art des Ganzkörpertrainings. Martin zeigte dies in abwechslungsreichen Übungsstunden, in der Theorie ging er auf Trainingsmethodik, Biomechanik, Technik und einer gezielten Trainingsplanung ein.

Interessanterweise konnte Martin auch mit einigen Mythen der Trainingslehre aus sportwissenschaftlicher Sicht aufräumen: so sind gute Gewichtheber in der Schnellkraft so gut, dass sie durchaus zumindest in der Startphase an die Schnelligkeit von spezialisierten Sprintern herankommen – die Muskeln behindern dabei nicht. Und auch die Knie werden im Gewichtheben, wenn es richtig ausgeführt wird, nicht stärker belastet als in anderen Sportarten. Er hat auch erläutert, wie und warum der 90°-Winkel, der bei Kniebeugen gerne als „gesunde Grenze“ propagiert wird, eben am ungesündesten ist und die stärkste Belastung für die Patella und die Sehnenstruktur darstellt.

Aber auch wenn die Ausbildung im Bereich Leistungssport stattfand – die Vorteile für den Breitensport im Bereich der muskulären Schulung waren nicht zu übersehen. Mehr noch als klar wurde, dass wir nicht mit Gewichten, sondern anfangs nur die Technik mit Besenstielen übten – und sich dennoch schnell Ermüdungserscheinungen und am nächsten Tag ein leichter Muskelkater meldete.

Der Lehrgang regte durchaus zum Nachdenken an, räumte mit altem Denken auf und hat den anwesenden Landes- und Heimtrainern viele neue Erkenntnisse und Motivationshilfen mit auf den Weg gegeben – auch dank eines kompetenten und humorvollen Referenten.

Michael Schölz

Bilder (c) 2012 von Jürgen Mayer, Lauf

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